TRINKWASSER-HYGIENE | Sauberes und gesundes Wasser

Obwohl bei uns in Deutschland die Trinkwasserqualität gut ist, hört und liest man in den Medien hin und wieder von Legionellen. Wo und wann besteht ein erhöhtes Legionellenrisiko?

Zur Beruhigung vorab: Trinkwasser-Erwärmer in Zweifamilienhäusern zählen zu den Kleinanlagen und fallen eher nicht in die Risikogruppe. Die regelmäßige Reinigung der Duschköpfe und Armaturen halten schädliche Bakterien in Schach.

Erhöhtes Legionellenrisiko bieten jedoch Großanlagen mit Trinkwassererwärmern mit einem Inhalt größer 400 Liter.

Was sind Legionellen?

Die Legionärskrankheit fordert seit Jahrzehnten immer wieder Todesopfer. Auslöser sind Legionellen, stäbchenförmige Bakterien, die praktisch überall im Süßwasser vorkommen können – und sich auch in Wasserleitungen vermehren können. Derzeit sind etwa 50 verschiedene Arten mit insgesamt mehr als 70 Untergruppen bekannt. Am bedeutsamsten für Erkrankungen beim Menschen ist die Unterart „Legionella pneumophila“. Die Legionellen-Bakterien können sich in Leitungssystemen oder an mit Wasser benetzten Oberflächen vermehren.

Welche Umstände fördern in erster Linie die Legionellenvermehrung?

Legionellen vermehren sich in sogenannten Biofilmen auf mit Wasser benetzten Oberflächen; so z. B. in Wasserrohren, Warmwasserspeichern, Armaturen und Duschköpfen, gegebenenfalls auch in Klimaanlagen und Whirlpools. Ideale Bedingungen für eine Vermehrung bestehen bei Temperaturen zwischen 25 und 50°C. Schnellste Vermehrung findet statt bei ca. 39°C, insbesondere in Warmwassersystemen, die nicht entsprechend den allgemein anerkannten Regeln der Technik gebaut wurden und die darüber hinaus noch schlecht gewartet sind. Ab 55°C ist keine Vermehrung mehr möglich, es kommt zu einem langsamen Absterben. Eine sichere und mit steigenden Temperaturen zunehmend raschere Abtötung findet aber erst knapp oberhalb von 60 °C statt.

Wie kann man sich mit Legionellen infizieren?

Werden die Bakterien als Sprühnebel (Aerosol) durch Einatmen bakterienhaltiger Wassertropfen – etwa beim Duschen oder in klimatisierten Räumen – vom Menschen aufgenommen, besteht Erkrankungsrisiko. Das alleinige Trinken von Leitungswasser mit Legionellen führt nicht zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko.

Welche Krankheitsbilder ruft eine Ansteckung hervor?

Es gibt zwei durch Legionellen hervorgerufene Krankheitsformen:
Die Legionärskrankheit: Etwa zwei bis zehn Tage nach Aufnahme der Bakterien treten allgemeines Unwohlsein, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen und ein Reizhusten auf, innerhalb von wenigen Stunden gefolgt von hohem Fieber bis zu 41°C, Schüttelfrost, Brustschmerzen und Atembeschwerden. Bei der Untersuchung zeigen die Patienten dann eine schwere Lungenentzündung an der bis zu 15 % der Patienten versterben.

Das Pontiac-Fieber: Schon ein bis zwei Tage nach Einatmen der Bakterien treten Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Brustschmerzen, Husten und Fieber auf. Eine Lungenentzündung wird nicht beobachtet. Die Patienten erholen sich meist innerhalb von wenigen Tagen wieder vollständig.

Wer ist besonders gefährdet?

Grundsätzlich kann jeder Mensch an einer Legionelleninfektion erkranken. Ein erhöhtes Infektionsrisiko haben Personen mit ausgeprägter Abwehrschwäche, chronisch Kranke (Lunge, Herz, unzureichende Nierentätigkeit, Diabetes, Leberzirrhose, entzündliches Rheuma, etc.), bettlägerige Menschen, Männer über 50 (häufiger als Frauen der gleichen Altersgruppe), Personen mit chronischer Bronchitis und auch starke Raucher.

Wie schützt man sich vor Legionellen?

Als wirksamster Schutz vor Legionellen gilt ein Warmwassersystem, das die Bakterien durch Temperaturen um die 60°C verlässlich abtötet. Darüber hinaus vermindert das tägliche Nutzen oder Austauschen von stehenden Wasserreserven das Bakterienwachstum. Auch Duschköpfe und Armaturen sollten regelmäßig entkalkt und durch Abbürsten von sich dort bildenden Biofilmen gereinigt werden.

Wo und wann besteht ein erhöhtes Legionellenrisiko?

Erhöhtes Legionellenrisiko bieten Großanlagen mit Trinkwassererwärmern mit einem Inhalt größer 400 l und mit einem Leitungsinhalt größer 3 l in jeder Rohrleitung zwischen Ausgang Trinkwassererwärmer und Entnahmestelle. Problematisch sind Anlagen, bei denen der Warmwasserkreislauf bei relativ niederen Temperaturen gefahren wird und die nicht die Möglichkeit besitzen, regelmäßig auf über 60°C zu erhitzen.

Wenig Legionellen-Risiko bieten sogenannte Kleinanlagen. Darunter fallen Speicher-Trinkwassererwärmer und zentrale Durchfluss-Trinkwassererwämer in Zweifamilienhäusern, Anlagen mit Trinkwassererwärmern mit einem Inhalt kleiner 400 l und einem Leitungsinhalt kleiner 3 l in jeder Rohrleitung zwischen dem Ausgang Trinkwassererwärmer und Entnahmestelle.

Wie häufig sind legionellenbedingte Erkrankungen?

Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass jährlich rund 6.000 bis 10.000 Menschen in Deutschland die Legionärskrankheit bekommen. Der letzte größere Vorfall in Deutschland ereignete sich 2012, als eine Legionellen-Infektion im Raum Ulm zu 65 Erkrankungen und fünf Todesfällen führte.